Wie Gaming und E-Sport die Generation Z für traditionelle Sportarten begeistern sollen


Die spektakulärsten Abfahrtsstrecken der Welt auf dem Smartphone nachfahren? Auf dem PC die besten Regattastrecken nachsegeln und sich zum deutschen Meister küren? Das alles ist in der heutigen Zeit möglich und traditionelle Sportarten sehen im Gaming und E-Sport viele Chancen.

Doch haben Fans solcher Sportarten und Fans von Gaming überhaupt Gemeinsamkeiten? Jens Falkenau, Vice President Market Research bei Nielsen Sports, hat dazu eine klare Meinung:

Zwischen den Fans klassischer Sportarten und Fans von Gaming und E-Sport gibt es eine Reihe von Schnittstellen, zum Teil sogar größere Überlappungen. Insbesondere jüngere Zielgruppen zeigen neben der Affinität zu Fußball und anderen klassischen Sportarten auch Interesse an E-Sport und Gaming.

Der Experte weist darüber hinaus darauf hin, dass eine Begriffsabgrenzung von E-Sport und E-Gaming für die Zielgruppe nicht wirklich von Nöten ist:

Den Begriff E-Sport nur für virtuelle Ableger klassischer Sportarten zu benutzen und Spieletitel wie CounterStrike als E-Game zu klassifizieren, ist für die junge Zielgruppe weniger relevant. Für diese zählen alle kompetitiven Spiele zum E-Sport – und dies gilt für das Gros der Branche sowieso.” 

Wie die bereits genannten Beispiele zeigen, öffnen sich immer mehr traditionelle Sportarten dem E-Sport. So nahmen beispielsweise mehr als 800 Personen an der ersten deutschen Meisterschaft im E-Sailing teil. Im März diesen Jahres steigt die zweite Auflage und der Verband rechnet mit noch mehr Teilnehmern. Auch das Smartphone-Spiel FIS World Cup Ski Racing wird vom Verband als Erfolg gesehen und nach seinen Angaben in den ersten zwei Wochen nach Release 50.000 Mal heruntergeladen.

Das Interesse an solchen Spielen wird in der Zukunft noch steigen, ist sich Jens Falkenau sicher:

Das Interesse an E-Sport und Gaming wird in den nächsten Jahren zunehmen, da die mediale Aufbereitung den Medien-Nutzungsgewohnheiten der Generation Z entgegenkommt. Vor diesem Hintergrund ist es nachvollziehbar, dass sich viele Profi- und auch Breitensportvereine, nicht nur im Fußball, dem Thema E-Sport öffnen, auch wenn bei einem Teil der Verantwortlichen in Verbänden und Vereinen noch Vorbehalte bestehen.

Der Experte von Nielsen Sports zieht auch einen Vergleich und blickt insbesondere in zwei andere Regionen auf der Welt, in der das Thema E-Sport bereits viel weiter fortgeschritten ist:

Ich gehe davon aus, dass diese Zurückhaltung in den nächsten Jahren schrittweise abnehmen wird. Die Entwicklung von E-Sport und Gaming in Asien und den USA beispielsweise ist der Situation in Europa und Deutschland aktuell noch weit voraus. Ich erwarte aber einen Anpassungsprozess, den wir auch aus klassischen Sportarten kennen.

Letztendlich wollen Verbände jedoch auch Mitglieder gewinnen und junge Menschen für ihre Sportart begeistern, auch abseits des E-Sport. Der fehlende Nachwuchs soll so auf die Sportart aufmerksam gemacht und im zweiten Schritt auch gebunden werden. Die Chance, dass dies jedoch in jedem Fall gelingt, hält Falkenau für gering:

Aktivitäten von Klubs und Verbänden im Bereich E-Sport und Gaming dienen in erster Linie dem Ziel, Kontakt zu einem jüngeren Publikum zu halten und dieses dauerhaft zu binden. Meistens sind diese bereits als Fans oder Aktive dem entsprechenden Sportkosmos verbunden. Die Hoffnung, dass über den E-Sport der Zugang zum aktiven Ausüben einer bestimmten Sportart, etwa Ski- oder Radsport, gefunden wird, dürfte aber eher die Ausnahme darstellen.