Studie: So reagieren die deutschen Sportfans auf die Corona-Krise


Deutschland leidet unter den Folgen der Corona-Krise und dem damit einhergehenden Lahmlegen des öffentlichen Lebens. Die Menschen verbringen ihre Zeit – und damit auch ihre Freizeit –weitestgehend in den eigenen vier Wänden. Das Haus wird nur noch für Einkäufe, Arztbesuche und den Gang zur Arbeit verlassen. Damit folgt ein Großteil der Menschen den Anweisungen der Bundesregierung beziehungsweise der Landes- oder Kommunalparlamente.

Nielsen Sports hat eine repräsentative Studie* in Deutschland durchgeführt. Es wurde beobachtet, wie die Sportfans hierzulande mit der momentanen Krisensituation im Sport umgehen, wie sich ihr Medienkonsum verändert, welche Maßnahmen sie unterstützen und ablehnen und was sie von Sponsoren in diesen schwierigen Zeiten erwarten.


Ergebnis 1: Der Medienkonsum der Fans auf sportbezogene Inhalte geht deutlich zurück


Nur 16 Prozent der deutschen Sportfans konsumieren gegenwärtig ähnlich viel Sport in den Medien wie vor der Krise. Über drei Viertel (76 Prozent) reduzieren ihren medialen Sportkonsum teilweise sehr deutlich.

Jens Falkenau, Vice President Market Research bei Nielsen Sports, sagt:

Das ist natürlich ein Effekt des geringeren Angebots an Sport in den Medien aufgrund zahlreicher Absagen und Unterbrechungen von Ligen und  Meisterschaften. Übertragungen historischer Partien und Events oder Dokumentationen scheinen in der breiten Masse nur wenig Begeisterung hervorzurufen.

Nachvollziehbar ist aber auch, dass die Krise aktuell einen Großteil der Aufmerksamkeit aller Menschen auf sich zieht. Auch die Sportfans möchten sich über den Verlauf der Krise oder Präventionsmaßnamen für die Bevölkerung informieren. Allerdings ist auch der Bedarf an Unterhaltung (speziell in-house) sichtbar und wird sich mit andauernden Maßnahmen wie der gesellschaftlichen Kontaktreduzierung vermutlich noch steigern. TV-Shows werden live ohne Zuschauer übertragen, dafür mit Applaus vom Band. Prominente berichten aus dem auferlegten Home Office via Social-Media-Livestream von ihrem Alltag.

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Hier findet die Sportbranche erst nach und nach Lösungen, um die Sportfans zu unterhalten – etwa mit Livestreams von E-Sportturnieren oder live übertragenen Work-out-Sessions mit Trainern und Athleten. Immerhin 58 Prozent der Sportfans interessieren sich für Archivmaterial. Besonders hoch im Kurs stehen aktuelle Nachrichten rund um die Klubs und Ligen (79 Prozent) sowie Highlight-Videos (62 Prozent) und interaktive Angebote (51 Prozent).


Ergebnis 2: Die Mehrheit der Fußballfans möchte, dass die Bundesliga weitergeht


Der Ball in der Fußball-Bundesliga soll trotz Krise weiterrollen – das will zumindest eine Mehrheit der deutschen Fußballfans. Laut Studienergebnissen von Nielsen Sports möchten 65 Prozent der befragten Fußballinteressierten, dass die laufende Saison auch zu Ende gespielt wird, wenn auch mit sogenannten „Geisterspielen“ (45 Prozent). Falkenau sagt:

Jeder fünfte Fußballfan wünscht sich auch trotz Krise das Stadionerlebnis zurück. Das gilt aber eher für männliche Fans, Frauen sind deutlich skeptischer. Nur zwölf Prozent der weiblichen Fans würde unter den aktuellen Bedingungen ein Stadion betreten.

Etwa ein Drittel der Fans votiert aber für einen sofortigen Abbruch der Saison.

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Ergebnis 3: Die Fans haben hohe Erwartungen an das Verhalten der Sponsoren während der Krise


In Zeiten der Corona-Krise wird das Verhalten der Unternehmen in besonderer Weise von den Konsumenten beobachtet. Unabhängig vom Sport müssen sich erste Marken, die Mietzahlungen für Ladenlokale stunden, veritabler Kritik von Politikern und Sportfans aussetzen.

Auch die Sponsoren von Klubs, Ligen und Events stehen in besonderer Weise unter Beobachtung der Sportfans. Nielsen-Experte Falkenau sagt:

Die Erwartungen der Fans an die Sponsoren sind eindeutig: ‚Haltet dem Verein die Treue, unterstützt ihn in diesen schwierigen Zeiten!‘ Das erwarten 64 Prozent der Sportfans von den sponsernden Unternehmen.

Nur vier Prozent aller befragten Sportinteressierten finden es aufgrund der aktuellen Situation als nachvollziehbar, dass die Unternehmen versuchen, Sponsoringverträge zu kündigen und die Unterstützung einzustellen. Eine Reduzierung der Verträge akzeptieren immerhin noch 23 Prozent.

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* Quelle: Nielsen Sports
Basis: 1.000 repräsentativ Befragte in Deutschland im Alter von 16 bis 65 Jahren. Umfragezeitraum: 24.–26. März 2020.
* Sportfans = Top-2-Box „sehr interessiert“ + „interessiert“ (n=723); Fußballfans = Top-2-Box „sehr interessiert“ + „interessiert“ (n=628).