Die Formel 1 startet am Wochenende in Bahrain in die Saison 2021. Erstmals ist auch Mick Schumacher mit dabei. Der Sohn der deutschen Formel-1-Ikone Michael Schumacher besetzt ein Cockpit im Team Haas. Zuallererst geht es für Schumacher junior um Punkte im Wettbewerb um die Weltmeister-Krone. Doch auch aus Sportmarketing-Sicht kann er in der Königsklasse in den nächsten Gang schalten.

Sebastian Kurczynski, Head of Consulting DACH, Nielsen Sports Sebastian Kurczynski, Head of Consulting beim Forschungs- und Beratungsunternehmen Nielsen Sports, hat im Gespräch mit der Deutschen Presse-Agentur (dpa) analysiert, was der junge Rennfahrer als Testimonial für werbende Marken beachten sollte. Der Eintritt in die Formel 1 eröffne Schumacher aus Vermarktungsperspektive laut Kurczynski sowohl national als auch international ein großes Potenzial – sowohl für Schumacher als Sportler als auch für seine Partner und Sponsoren. Der Nielsen-Experte sagt:

“Bereits jetzt hat er Werbedeals unter anderem mit Under Armour und der Deutschen Vermögensberatung. Sollte Schumacher regelmäßig sportliche Topleistungen abrufen und um den WM-Titel mitfahren, sind Sponsoring-Einnahmen im hohen einstelligen Millionenbereich möglich.”

Laut Analysen von Nielsen Sports wird über die Hälfte des Mediawerts von Schumacher in Deutschland über Online-Berichterstattung generiert. Daher bieten auch die sozialen Netzwerke ein großes Vermarktungspotenzial für den Haas-Piloten. Kurczynski ist der Meinung, dass Schumacher darüber zukünftig noch stärkere Akzente setzen kann:

“Schumacher hat bei Instagram rund 1,5 Millionen Follower, dazu noch einmal 500 000 Follower bei Facebook, die regelmäßig und aktiv mit ihm interagieren. Die Social-Media-Kanäle bieten eine hervorragende Möglichkeit, zum Beispiel mittels Branded Content ein glaubwürdiges und reichweitenstarkes Storytelling zwischen Sportler und Marke zu etablieren. Aktuell schätzen wir den Wert für einen solchen Partner-Post auf einen mittleren vierstelligen Euro-Betrag. Mit steigender Reichweite und zunehmenden sportlichen Erfolgen wird Schumacher höhere Summen verlangen können.”

Aufgrund der Strahlkraft seines berühmten Vaters wecke Schumacher junior sehr wahrscheinlich bei älteren Motorsportfans eine Euphorie und bediene die Sehnsucht nach den ganz großen Erfolgen deutscher Rennfahrer aus der Vergangenheit, analysiert der Nielsen-Berater weiter. Denn Sebastian Vettel hat seine erfolgreichste Zeit hinter sich und Nico Rosberg war im Jahr 2016 der letzte deutsche F1-Champion. Seitdem dominiert der Brite Lewis Hamilton die Rennserie. Sebastian Kurczynski sagt:

“Es wird interessant sein zu beobachten, ob das Interesse der Jüngeren an der Person Mick Schumacher auch auf die Formel 1 als Rennserie allgemein abfärbt und diese dadurch neue Fans gewinnen kann, die aktuell eher andere Präferenzen im Sport- und Entertainmentsektor haben.”

Apropos jüngere Sportfans: Gerade diese Zielgruppe erwartet von ihren Idolen, sich meinungsstark für Themen wie soziale Gerechtigkeit einzusetzen. Lewis Hamilton habe laut Nielsen-Experte Kurczynski gezeigt, wie man einerseits als erfolgreiches Werbe-Testimonial agiere, andererseits aber auch für gesellschaftlich relevante Themen wie die ‘Black Lives Matter’-Bewegung Position beziehe. Kurczynski ist daher Meinung, dass Mick Schumacher über seine Rolle als Rennfahrer hinaus blicken solle:

“Schumacher sollte zumindest darüber nachdenken, ob er sich ähnlich wie Hamilton positionieren möchte und damit den Zeitgeist der jungen Sportfans trifft. Seine mediale Präsenz bietet ihm zumindest große Möglichkeiten, seine Reichweite wirksam dafür zu nutzen und ein spannendes Testimonial für Unternehmen zu sein, für die gesellschaftliche Verantwortung in der Markenkommunikation ebenfalls wichtiger wird.”