Welche Auswirkungen hat ein deutscher Triumph in Wimbledon auf den grundsätzlichen Stellenwert der Sportart Tennis? Kurz nach dem historischen Sieg von Angelique Kerber auf dem heiligen Rasen des All England Clubs, dem ersten Titelgewinn einer deutschen Tennisspielerin im Südwesten Londons seit 22 Jahren, befragte Nielsen Sports im Auftrag des Deutschen Tennis Bundes eine repräsentative Gruppe der Bevölkerung zu ihrem Tennisinteresse.

Das Ergebnis der mehrtägigen Studie: Knapp jeder Zehnte der Befragten – bei einer Grundgesamtheit von rund 70 Millionen Bundesbürgern insgesamt 6,3 Millionen Menschen – gab an: Durch Kerbers Titelgewinn sowie den erfreulichen Halbfinaleinzug von Julia Görges, der Fans und Medien zwei Tage lang von einem rein deutschen Endspiel träumen ließ, habe sich ihr Interesse am Tennissport erhöht.

Zahlen als Erfolg für den Tennissport zu werten

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Pascal Schulte, Vice President Sales Operations & Account Management bei Nielsen Sports, sagt:

Diese Zahlen sind durchaus als Erfolg für die Sportart Tennis einzuordnen. Die Untersuchung verschiedener Zielgruppen hat ergeben, dass sich das Interesse bei bereits dem Tennissport zugewandten Personen gefestigt hat und gleichzeitig auch neue Fans gewonnen wurden.

Ulrich Klaus, Präsident des Deutschen Tennis Bundes, bewertet das Ergebnis der Befragung ebenfalls positiv:

Die Zahlen belegen, dass unser Tennissport nach wie vor über ein riesiges Potenzial verfügt. Sechs Millionen Menschen, die sich nach dem grandiosen Wimbledon-Turnier nun stärker oder neu für Tennis interessieren, sind für uns eine interessante und wichtige Zielgruppe. Wir haben die Aufgabe, diese Fans mit unseren bestehenden und auch mit neuen Angeboten zu erreichen.

Wie schwierig es heutzutage ist, durch punktuelle Erfolge nationaler Athleten den Stellenwert einer Sportart langfristig zu verbessern, erklärt Schulte so:

Wir stellen bei unseren Erhebungen regelmäßig fest, dass die Interessen der Menschen immer vielfältiger werden. Der Mechanismus, nach dem herausragende Erfolge deutscher Sportler automatisch zu astronomischen TV-Reichweiten und bundesweiter Euphorie führen, funktioniert außerhalb des Fußballs heute nicht mehr so wie früher.

Auch TV-Quoten positiv zu bewerten

Aus diesem Grund bewertet Schulte auch die Einschaltquoten des ZDF, das Kerbers Triumph am Samstag live übertragen und im Durchschnitt 2,28 Millionen Zuschauer erreicht hatte, als guten Wert.

Gemessen an den Rahmenbedingungen ist die Reichweite als Erfolg einzuordnen. Das ZDF hatte nicht einmal zwei Tage Zeit, um die Übertragung des Wimbledon-Endspiels publik zu machen. Parallel lief in der ARD das Spiel um Platz drei der Fußball-Weltmeisterschaft zwischen Belgien und England – eine enorme Konkurrenz. Und: Durch die Fortsetzung des zweiten Herren-Halbfinals starteten Kerber und Williams mit rund zweistündiger Verspätung.

Die Einschaltquoten belegen darüber hinaus einen sprunghaften Anstieg der Reichweite des Wimbledonfinals nach Beendigung des Fußballspiels. Vermarktungsexperte Schulte sagt:

In der Endphase des Kerber-Matches waren rund 3,6 Millionen Zuschauer im ZDF live dabei. Es gibt viele Sportarten, die sich solche Werte wünschen.